Die karolingische Minuskel ist eine Schriftart, die im 8. und 9. Jahrhundert während der Regierungszeit der Karolinger in Westeuropa entwickelt wurde. Sie wurde von Alkuin von York, einem Berater Karls des Großen, konzipiert und sollte als einheitliche und gut lesbare Schrift für liturgische Texte und Schreibmaterialien dienen.
Die karolingische Minuskel basiert auf der römischen Kapitalis, einer majuskulischen Schriftart, die in der Antike verwendet wurde. Im Vergleich zur Kapitalis ist die karolingische Minuskel jedoch kleiner und leichter zu schreiben. Sie zeichnet sich durch schlankere Buchstabenformen, abgerundete Ecken und lange, gerade Strichenden aus.
Die karolingische Minuskel war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Schrift in Europa, da sie die Grundlage für die späteren gotischen und romanischen Schriftarten bildete. Sie war auch eine der ersten Schriftarten, die mit Minuskelbuchstaben (Kleinbuchstaben) arbeitete, anstatt nur mit Kapitalbuchstaben (Großbuchstaben) wie die römische Kapitalis.
Aufgrund ihrer klaren Lesbarkeit und ihrer einfachen Schreibbarkeit verbreitete sich die karolingische Minuskel schnell über ganz Europa. Sie wurde zum Standard für die Schreibkunst und die Verbreitung von religiösen und literarischen Texten. Bis zum 12. Jahrhundert wurde sie jedoch allmählich von der gotischen Schrift und später von der Humanistischen Minuskel abgelöst.
Dennoch hat die karolingische Minuskel einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Schrift in Europa gehabt und wird noch immer als historisch bedeutsame Schriftart betrachtet. Sie wird oft in der Kalligraphie, im Druckwesen und in historischen Reenactment-Veranstaltungen verwendet.
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